Sehr geehrte Waldbesitzer und Forstleute!
In der Glanzzeit der preußischen Forstwirtschaft von 1860 bis 1914, die parallel zur industriellen Revolution und einem starken Bevölkerungswachstum in Preußen verlief, wurden nach den Angaben des Leiters der preußischen Staatsforstverwaltung, Oberlandforstmeister Otto von Hagen, laut Forststatistik 1894: 3 Festmeter (fm) pro Jahr und Hektar (ha) zum Preis von etwa 8 Goldmark je fm in der Provinz Brandenburg genutzt. Dieser Preis allein sagt nicht viel aus, jedoch im Vergleich zum Tageslohn eines Holzhauers, der 1,50 Goldmark betrug, wird der damalige außergewöhnlich hohe Holzpreis deutlich. Auf die heutigen Verhältnisse übertragen, entspricht die Lohn/Holzpreis Relation einem Holzpreis von etwa 400 bis 500 Euro je fm. Sicherlich kommen viele Waldbesitzer und Forstleute bei diesem Preis ins Schwärmen, jedoch ist der einseitige Blick auf den Preis nur eine Seite der Medaille, die andere Seite wird von der nachhaltig produzierbaren Holzmenge jedes einzelnen Forstbetriebs verkörpert und genau das ist der Schwerpunkt dieser Broschüre als auch unserer Baumschule, die sich an Waldbesitzer und Forstleute wendet, die den eigenen oder im Auftrag bewirtschafteten Forst als Erwerbsbetrieb betreiben.
Der Rohstoff Holz hat in den letzten 20 Jahren beständig an Wert und Attraktivität in Deutschland gewonnen. Die fortwährende auch durch umfangreiche Subventionen geförderte Ansiedlung großer holzverarbeitender Industrien wie Säge-, Holzwerkstoff- und als mengenmäßig wichtigsten Meilenstein die Zellstoffindustrie haben zu einer nachhaltigen Erhöhung der ersten Säule der Holznachfrage, der sogenannten stofflichen Nutzung, vor allem von Nadelholz, beigetragen.
Die erwähnten milliardenschweren Investitionen in die stoffliche Nutzung führten im langfristigen Vergleich von 1990 bis 2011 zu einer schrittweisen Angleichung an das westdeutsche Niveau als auch zu einer generellen Erhöhung der Holzpreise. Vor zehn Jahren betrug der Stockpreis für 1 Raummeter (rm) Industrieholz (ISN) Kiefer lediglich 1,5 bis 2,00 EUR und man musste den Eindruck haben, Industrieholz ist ein Abfallprodukt der Forstwirtschaft. Hintergrund des seitdem auf etwa 18 bis 20 EUR/rm gestiegenen ISN Preises war insbesondere die Ansiedlung des Zellstoffwerks Stendal mit einer jährlichen Produktionskapazität von 645.000 t langfaserigen Marktzellstoffs (NBSK), der aus ca. 5 Mio. rm Nadelrundholz hergestellt wird.
Einer Verzehnfachung des ISN Preises in 10 Jahren steht lediglich eine Verdopplung des Sägeholzpreises (LAS) für Kiefer gegenüber. In verschiedenen internationalen Studien wird eine Angleichung des ISN Preises an den Sägeholzpreis in etwa 10 Jahren prognostiziert. Die genannte Preisentwicklung der letzten 10 Jahre bestärkt jedenfalls die Prognose der Egalisierung von ISN und LAS Preis und damit wird es für jeden wirtschaftlich orientierten Forstbetrieb wichtiger denn je, den nutzbaren Holzzuwachs je ha und Jahr beständig zu erhöhen, um von steigenden Preisen profitieren zu können.
Die energetische Nutzung von Holz als zweite wesentliche Säule der Holznutzung und anderer erneuerbarer Energien (Wind, Solar, Biomasse, Biotreibstoffe und Wasserkraft) soll gemäß der Strategie der EU bis zum Jahr 2020 auf 20 % am Gesamtenergieverbrauch erhöht werden. Einschlägige Studien einer ganzen Reihe öffentlicher und privater Forschungseinrichtungen zeigen jedoch, dass die Holzvorräte in der EU bzw. der jährlich nutzbare Holzzuwachs bei weitem nicht ausreichen, die EU 2020 Planziele zu erreichen. Desweiteren kann man auf der Ebene der deutschen Forstwirtschaft im Hinblick auf den seit über 20 Jahren betriebenen und zum Leitbild erklärten naturnahen Waldbau feststellen, dass eine kontinuierliche Reduzierung des Nadelholzes und Erhöhung des Laubholzanteils in Verbindung mit einer Zurückdrängung der sogenannten künstlichen Verjüngung (Pflanzung von Waldbeständen) ungeeignet ist, die volkswirtschaftlich benötigten Holzmengen nachhaltig bereitzustellen, weil der Laubholzanbau zu einer erheblichen Verlängerung der Umtriebszeiten und annähernd einer Halbierung der nutzbaren Holzmengen in den ersten 80 Jahren im Vergleich zu Nadelholz führen wird.
Viele Waldbesitzer haben im Ergebnis der genannten Entwicklungen bereits eine Verknappung vor allem des Nadelholzes festgestellt und profitieren von historisch hohen Holzpreisen. Die Inventurstudie 2008 zur Ermittlung der deutschen Holzvorräte machte im Vergleich mit der letzten Bundeswaldinventur 2002 deutlich, dass die Fichte im Zeitraum 2002 bis 2008 um ca. 30 % übernutzt wurde (Einschlag über Zuwachs regulär und durch Kalamitäten wie Sturm und Käferbefall ) und als Folge die Prognose des Hiebsatzes für den Zeitraum 2008 bis 2012 von 42 Mio. fm p.a. auf 33 Mio. fm p.a. bzw. um 22 % reduziert wurde.
Tatsächlich kam es vor allem von Seiten der staatlichen Forstverwaltungen zu Hiebsatzreduzierungen bei der Fichte und nachfolgend zur einer Verknappung des Angebotes bei unvermindert hohen Verarbeitungskapazitäten der Säge-, Papier- und Holzwerkstoffindustrie. Im Gefolge der steigenden Fichtenpreise auf bis zu 100 EUR/fm 2b, Stammholz frei Wald, zogen die Preise für Tanne, Kiefer, Douglasie und Lärche nach. Douglasienstammholz 3b lang wird gegenwärtig für 100 bis 102 EUR/fm frei Wald in Süddeutschland abgesetzt- in Nord- und Ostdeutschland für etwa 80 bis 90 EUR/fm frei Wald.
Dem gegenüber ist Entwicklung der Sägeholzpreise für Buche und Eiche insgesamt enttäuschend. Buchensäge- als auch –wertholz sind schwer absetzbar, Eichensägeholz etwas besser, dafür Eichen ISN überwiegend nur als Brennholz, jedoch spielen beide sogenannten Wertholzbaumarten, in die in den letzten 15 Jahren Millionen Fördermittel im Rahmen des Waldumbaus investiert wurden, vor allem als Sägeholz ein Schattendasein. Folge der schlechten Nachfrage ist die von Förstern regelmäßig beklagte Verschlechterung der Qualitätseinstufung von Seiten der Säger.
Als Resümee bleibt festzuhalten: Holz ist ein universell nutzbarer Rohstoff und langfristig solider Vermögensgegenstand. Nutzen Sie die hervorragenden Aussichten und investieren Sie in Ihren Wald, wie unsere Vorfahren es auch taten, durch Pflanzung wuchskräftiger und stabiler Baumarten. Sichern Sie Ihre Altersvorsorge und vor allem die Zukunft Ihrer Kinder durch aktiven Waldbau und erreichen Sie mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit von staatlicher Alimentation.